Die Entstehungsgeschichte des Rainer-Marsch
(nach Worten von Hans Schmid)

"Schon während der ersten Kriegstage in Rudno (Galizien) fasste ich den Ent­schluss, für mein Regiment einen eigenen Regimentsmarsch zu komponieren. Zu dieser Zeit hatten nämlich bereits die "Deutschmeister" (k.u.k. Infanterie-Regiment Nr. 4) ihren Regimentsmarsch und warum sollten die 59ger nicht eben einen "Rainer-Marsch" haben, dachte ich mir damals.

Gedacht - getan. Ich fertigte mehrere Skizzen an und wählte hievon die beste Me­lodie. Als Einleitung verwendete ich das Regimentssignal. Im zweiten Teil des Trios (fortissimo) baute ich den Generalmarsch in den Trompeten ein. Ein Musikkamerad, Korporal Josef Schopper, schrieb über mein Ersuchen den der damaligen Zeit ent­spre­chenden Urtext zu dieser Komposition. Bald darauf entstanden verschiedene andere Texte.

Im Herbst 1915 instrumentierte ich den Marsch. Es war - ich erinnere mich ge­nau - in der Nähe von Chorlupy in einer von Granattreffern arg beschädigten ortho­doxen Kapelle. Ich zwängte mich zu dieser Arbeit in einen engen Kirchenstuhl. Drau­ßen regnete es in Strömen. Ich schrieb nun die Stimmen für die einzelnen Instru­men­te mit Bleistift auf Notenpapier - zwei Dinge, die ich während des ganzen Krieges immer bei mir trug. Nach getaner Arbeit kehrte ich bei hereinbrechender Dunkelheit wieder in mein Quartier zurück - eine selbstgebaute Erdhöhle, die ich mit zwei Ka­me­ra­den teilte. Mit tausend Gedanken, ob der Marsch wohl Anklang finden würde, schlief ich ein.

Am nächsten Tag wurde unter Regimentstambour Josef Dobes geprobt, und der Marsch fand bei allen Musikkameraden begeisterte Aufnahme. Mitten in der Probe kam zwar ein feindlicher Flieger und warf in der Nähe Bomben ab, es passierte aber nichts dabei. Damals war die Regimentsmusik dem III. Divisionskommando (Edel­weiß-Division) zugeteilt.

Die Österreicher befanden sich damals im Vormarsch gegen Osten und erreichten die Stadt Olyka. Die Musik wurde im Theatersaal des Schlosses einquartiert, wo sich das XIV. Korpskommando und andere Kommandos befanden. Dort, in Olyka, wurde mir die Leitung der Regimentsmusik übertragen. Jeden Tag mußte ein Platzkonzert gegeben werden. Gleich beim ersten Konzert spielte die Kapelle unter ihrem neuen Leiter - ich war damals ganze 22 Jahre und im Rang eines Feldwebels - den "Rainer-Marsch".

Korpskommandant Feldmarschall-Leutnant General Roth-Limanova und andere Generäle waren anwesend. Im Trio sang ein mächtiger Soldatenchor, und die akus­ti­sche Wirkung im schönen Schloßhof von Olyka war wundervoll. Der neue Marsch fand bei Offizieren und Mannschaften begeisterte Aufnahme und mußte wiederholt werden.

Von hier aus hat der "neue Rainer-Marsch" seinen Siegeszug angetreten. Ich wid­me­te meinen Marsch meinem Regiment. 1916, an der italienischen Front, am Monte Cimone, konnte ich meinem Regimentskommandanten Oberst Maximilian Lauer von dieser Komposition sogar einen gedruckten Klavierauszug samt Widmung überreichen. Der Kommandant quittierte diese Geste mit dem Dank des Regiments.




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