"Schon
während der ersten Kriegstage in Rudno (Galizien)
fasste ich den Entschluss, für mein Regiment
einen eigenen Regimentsmarsch zu komponieren. Zu dieser
Zeit hatten nämlich bereits die "Deutschmeister"
(k.u.k. Infanterie-Regiment Nr. 4) ihren Regimentsmarsch
und warum sollten die 59ger nicht eben einen "Rainer-Marsch"
haben, dachte ich mir damals.
Gedacht - getan. Ich
fertigte mehrere Skizzen an und wählte hievon die
beste Melodie. Als Einleitung verwendete ich das
Regimentssignal. Im zweiten Teil des Trios (fortissimo)
baute ich den Generalmarsch in den Trompeten ein. Ein
Musikkamerad, Korporal Josef Schopper, schrieb über
mein Ersuchen den der damaligen Zeit entsprechenden
Urtext zu dieser Komposition. Bald darauf entstanden verschiedene
andere Texte.
Im Herbst 1915 instrumentierte
ich den Marsch. Es war - ich erinnere mich genau
- in der Nähe von Chorlupy in einer von Granattreffern
arg beschädigten orthodoxen Kapelle. Ich zwängte
mich zu dieser Arbeit in einen engen Kirchenstuhl. Draußen
regnete es in Strömen. Ich schrieb nun die Stimmen
für die einzelnen Instrumente mit Bleistift
auf Notenpapier - zwei Dinge, die ich während des
ganzen Krieges immer bei mir trug. Nach getaner Arbeit
kehrte ich bei hereinbrechender Dunkelheit wieder in mein
Quartier zurück - eine selbstgebaute Erdhöhle,
die ich mit zwei Kameraden teilte. Mit
tausend Gedanken, ob der Marsch wohl Anklang finden würde,
schlief ich ein.
Am nächsten Tag
wurde unter Regimentstambour Josef Dobes geprobt, und
der Marsch fand bei allen Musikkameraden begeisterte Aufnahme.
Mitten in der Probe kam zwar ein feindlicher Flieger und
warf in der Nähe Bomben ab, es passierte aber nichts
dabei. Damals war die Regimentsmusik dem III. Divisionskommando
(Edelweiß-Division) zugeteilt.
Die Österreicher
befanden sich damals im Vormarsch gegen Osten und erreichten
die Stadt Olyka. Die Musik wurde im Theatersaal des Schlosses
einquartiert, wo sich das XIV. Korpskommando und andere
Kommandos befanden. Dort, in Olyka, wurde mir die Leitung
der Regimentsmusik übertragen. Jeden Tag mußte
ein Platzkonzert gegeben werden. Gleich beim ersten Konzert
spielte die Kapelle unter ihrem neuen Leiter - ich war
damals ganze 22 Jahre und im Rang eines Feldwebels - den
"Rainer-Marsch".
Korpskommandant Feldmarschall-Leutnant
General Roth-Limanova und andere Generäle waren anwesend.
Im Trio sang ein mächtiger Soldatenchor, und die
akustische Wirkung im schönen Schloßhof
von Olyka war wundervoll. Der neue Marsch fand bei Offizieren
und Mannschaften begeisterte Aufnahme und mußte
wiederholt werden.
Von hier aus hat der
"neue Rainer-Marsch" seinen Siegeszug angetreten.
Ich widmete meinen Marsch meinem Regiment. 1916,
an der italienischen Front, am Monte Cimone, konnte ich
meinem Regimentskommandanten Oberst Maximilian Lauer von
dieser Komposition sogar einen gedruckten Klavierauszug
samt Widmung überreichen. Der Kommandant quittierte
diese Geste mit dem Dank des Regiments. |